Donnerstag, 27. Juni 2019

Rezension - Das Haus meiner Eltern hat viele Räume - Ursula Ott

Das alte Haus ist groß und bot über Jahrzehnte der gesamten Familie die Möglichkeit unendliche Dinge anzuhäufen. Nun zieht die Mutter aus und es heißt loslassen, aufräumen und bewahren.

Darum geht es im Großen und Ganzen in dem Aufräum-Buch der Journalistin Ursula Ott. Ein kleiner, unterhaltsamer Exkurs in Sachen Entrümpeln. Das Buch widmete sich vor allen, an Menschen die sich in ihrem Alter befinden: Die Generation der Kriegsenkel. Mit Humor und Verständnis erzählt sie davon wie es war, was ihr half und wie es weiter ging, vor, während und nach dem Aufräumen ihres Elternhauses.
Man merkt der Autorin immer wieder an, dass sie als Journalistin tätig ist. Nicht nur weil sie über großes Schreibtalent verfügt, sondern auch weil sie immer wieder interessante Themen in ihr Werk einbindet, über die man normalerweise nicht nachgedacht hätte, aber am Ende, wichtig und essentiell für ihr Werk erscheinen. Zum Beispiel handelt fast ein ganzes Kapitel davon wie die Nachkriegsgeneration hauste, was ihnen wichtig war und was sie an ihre Kinder weitergaben, und wie sich dies dann auf sie ausgewirkt hat und wie das alles damit zusammenhängt, dass sie Besitz anhäufen und das Haus sich immer kalt anfühlt. Klingt alles weit hergeholt, doch nach dem Lesen des Werks, macht das alles Sinn.

Erwartet hatte ich vom Buch etwas anderes, was gleich vorweg, nicht heißen soll, dass es mir nicht gefallen hat. Als ich das Buch in den Händen gehalten hatte, hatte ich ein Buch erwartet, das davon handelt, was passiert, wie man damit umgeht und wie man entrümpelt, wenn man endgültig aus dem Elternhaus auszieht und auch die Eltern dabei sind sich eine neue Bleibe zu suchen, die kleiner und günstiger ist. Denn das ist nun mal die Situation, in der ich mich momentan befinde.
Als ich dann merkte, dass das Buch auf eine andere Situation abzielt, dachte ich mir zu Erst "Super! Dann habe ich mir das ja umsonst besorgt." Doch dem war gar nicht so. Obwohl Frau Ott und ich völlig unterschiedliche Generationen und Personen sind, sind unsere Gedanken doch ganz ähnlich, und dazu unsere Situation, gar nicht so verschieden wie man erst denkt. Denn in unseren beiden Elternhäuser heißt es: Loslassen, aufräumen und bewahren. In unseren beiden Elternhäusern häufen sich die gebastelten Geschenke, die die Kinder in der Grundschule gemacht haben im Keller. Ob sie da nun seit 10 Jahren oder 40 Jahren liegen ist hier bei kein großer Unterschied. Es wird ja dennoch ausgemistet. Und so konnte auch ich etwas lernen, aus einem Buch das sich an die Generation meiner Eltern wendet.
Selbst in der Buchhandlung in der ich arbeite hatte ich schon Kunden, die genau dieses Buch suchten um nach dem Tod ihrer Eltern, das Haus leer zu räumen. Man sieht auch dafür, ist der Ratgeber sehr hilfreich. Fast sowas wie die deutsche Version von Magic Cleaning.

Also, alles in allem, lässt sich sagen, dass dieses Buch, ein Ratgeber ist für alle die vor der großen und scheinbar unschaffbaren Aufgabe stehen das Haus der Familie zu entrümpeln. Sei es nun, weil die Mutter in eine Rentnerwohnung zieht, die Eltern verstorben sind, oder ob man endlich seine Flügel ausbreitet, in die Welt hinauszieht und das Elternhaus verlassen wird.



5 von 5 Sternen


~ Cino



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